Dienstag, 22. April 2008

Die Geschichte zur ersten Choreographie von E'Fey


Es war eine Nacht im Frühjahr. Obwohl tagsüber schon die Sonne auf die ersten Blüten schien, waren die Nächte noch kühl und düster. Ich war auf dem Heimweg, als ein stürmisches Gewitter aufzog. Bei meiner Suche nach einem Unterstand war ich in der Dunkelheit von meinem Weg abgekommen und irrte ziellos zwischen den Bäumen umher. Allein, verloren! Mein Herz schlug laut in meiner Brust.
Während ich durch das Unterholz stolperte, zögerte ich kurz, denn es war mir, als hörte ich in der Ferne zwischen dem Rauschen von Wind und Regen ein leises Klingen. Ohne zu wissen warum, ging ich vorsichtig in seine Richtung…
Vor meinen Augen lichtete sich das Dickicht. Im Mondlicht lag ein großer See, gespeist von einem kleinen, doch kraftvollen Fluss, der sich als Wasserfall seinen Weg über die Felsen bahnte. Silbrig glänzten die Wellen, die der Sturm über das türkise Wasser trieb. Die Schönheit dieses wilden Gewässers zog mich in seinen Bann.
Dann vernahm ich das Trommeln. Langsam erst. Und während mein Blick ängstlich über den
See glitt, tauchten aus dem Wasser langsam mehrere Gestalten auf! Mein Herz raste, ich wollte fliehen, doch konnte ich meine Augen nicht abwenden! Denn anmutig entstiegen den Wellen sieben Nymphen! Diese elfengleichen Wesen schienen nicht von dieser Welt zu sein. Die weiße Haut im Mondlicht wirkte wie Elfenbein, in ihr langes Haar waren Wasserpflanzen geflochten, Perlen schmückten ihr Haupt. Sie wirkten zerbrechlich und sanft, doch zugleich zeugte ihr Ausdruck von einer uralten Stärke, die ihrem Volk innewohnt. Das Trommeln – ich weiß nicht, woher es kam, oder ob es nur das Hämmern meines eigenen Herzens war, das in meinen Ohren erschallte – schwoll an zu einem schnellen Rhythmus. Und die Nymphen begannen zu tanzen.
Solch einen Tanz hatte noch keine Menschenseele gesehen! Rasch drehten sie sich, wiegten ihre Hüften, dann wieder vollführten sie ganz sachte Bewegungen, aus denen große Sehnsucht sprach. Immer wieder wechselten sie ihre Positionen, immer wieder fanden sich wie zufällig zwei oder drei, die kurz unter sich tanzten, um dann wieder zu ihrer Gemeinschaft zurückzukehren. Diese Wesen müssen sich stumm verständigen können, von so großer Einheit zeugte ihr Spiel mit der Musik! Und aus jeder kleinsten Geste sprach eine tiefe Freude an den Klängen, an ihrem Tanz und an sich selbst. Ich war ganz trunken von diesem Anblick…
Es mögen Tage vergangen sein oder auch nur wenige Minuten – für mich war es viel zu früh –, als die Musik stetig leiser wurde und die Nymphen, während die Trommeln verklangen wieder in die Mitte des Sees schritten, wo sie eins wurden mit dem Wasser.
Ich dachte, ich wäre ungesehen geblieben, doch als sie schon fast ganz in den Wellen verschwunden war, wendete eine Nymphe ihren Kopf und schaute, für einen Moment nur, in meine Augen.
Was in ihrem Blick lag? Ich vermag es nicht zu sagen. Er war unergründlich.


Musik: von Cultus Ferox : Rans Horde, Sarah

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